Buchtipp - Archiv

 

Karen M. McManus
Nothing more to tell

Ein Krimi, der von zwei Protagonisten (17 Jahre alt, männlich bzw. weiblich) aus der High-School einer amerikanischen Mittelstadt erzählt wird. Beide kennen sich schon von früher her und müssen (sie ist erst kürzlich wieder hergezogen) ihr aus der Vergangenheit resultierendes schwieriges Verhältnis bearbeiten.
Dieses Thema zieht sich auch leider – aus allen Richtungen betrachtet – hauptsächlich durch die erste Hälfte der Story. Danach leuchtet der erste bescheidene Hinweis auf ein mögliches Verbrechen hoch, aber dieses nicht aufgearbeitete Verhältnis zwischen den beiden zieht sich bis kurz vor dem Ende hin, löst sich dann aber doch in einem für beide Seiten glücklichen Ende auf…. Nur: die Lösung der Krimigeschichte ist teils verworren, teils ohne Absicherung in vorherigen Bereichen der Geschichte. Auch der ständige Erzählerwechsel zwischen ihm und ihr beflügelt nicht das Verständnis für den Ablauf der Geschehnisse.
Kurz und gut: wer sich an den psychischen Befindlichkeiten zweier 17jähriger abarbeiten will, sollte das Buch lesen. Wer spannende Krimigeschehnisse erwartet, wird enttäuscht sein.
Wenn McManus frühere Krimis es in die Bestsellerlisten schafften, so sind die bestimmt weitaus runder und schlüssiger geschrieben als dieser.
(Volker Taube, 20.04.2023)

 
 

 

Ursula Poznanski
Stille blutet

Ursula Poznanski ist immer gut für Überraschungen: Wie immer spannend von der ersten Zeile bis kurz vor Schluss. Sie lässt sich mit neuen Ideen nicht lumpen, brilliert dabei mit exzellenten Kenntnissen aus der Internet-Szene und dem Geschehen darin und darum herum und baut daraus ein spannendes Szenario auf mit Vorteilen aber auch erschreckenden Nachteilen aus dem Leben mit und ohne IT.
Wie eingangs beschrieben: Die Spannung steigt von Mal zu Mal, auch wenn sie zwischendurch mal zwei, drei Seiten lang „erschlafft“, was aber der Gesamtentwicklung keinen Abbruch tut. Am Ende wieder einmal ein Finale, das sich unterwegs überhaupt nicht andeutet, sieht man von ein, zwei vagen Andeutungen im letzten Drittel ab. Insofern: Mal wieder ein überraschender Schluss, der aber auch eine Fortsetzung erahnen lässt. Und hat es wirklich eine Aufklärung ergeben? Das scheint aber bei Poznanski Standard zu sein. Poznanski muss man gelesen haben, um auf dem Krimi-Geschehen „up to date“ zu sein. Die Erzählkraft der Autorin verlangt nach mehr! Nach Fortsetzungen. (Volker Taube)

 
 

 

Zoe Sugg / Amy McCulloch
The Magpie Society – Die Nächste bist du

Gleich vorneweg: unbedingt lesens- und empfehlenswert: Krimi, Psychothriller und Gesellschaftsbild in einem.
Die Story ist schnell erzählt: Zwei weibliche Teenies, wie sie von der Herkunft nicht unterschiedlicher sein können, treffen in einer Privatschule zusammen. Beide sind durch Todesfälle in ihrem Umfeld vorbelastet und wollen jetzt einen Fall an ihrer Schule enträtseln.
Die Autorinnen sind selbst dem beschriebenen Alter noch nicht sehr lange entwachsen, sie erzählen psychologisch und gesellschafts-soziologisch dicht, was passiert, ohne dass die Story zu einer Psychostory entgleitet.
Es gibt drei Erzählstränge, die auf unterschiedlichste Weise die jeweiligen persönlichen Situationen und Gedanken der beiden und einer dritten Person beschreiben. Zum Schluss, im „berühmten letzten Drittel“ steigt die Spannung dermaßen, dass man/n und frau nicht aufhören können, auf das Ende hinzulesen. Eine Schlussauflösung gibt es, aber doch eigentlich auch nicht wirklich.
Mit höchster Spannung darf der Folgeroman erwartet werden. (Volker Taube)

 
 

 

Zoe Sugg / Amy McCulloch
The Magpie Society – Aller bösen Dinge sind drei

Hervorragend, was das erste Buch versprach, wird im Folgeroman noch gesteigert. Auf zwei Erzählstränge zurückgeführt, wird das Geheimnis um die „Elsterngesellschaft“ weiter erkundet. Die beiden Protagonistinnen nähern sich behutsam, mit vielen geheimnisvollen Erlebnissen der Lösung. Erfreulich, wie dicht die Autorinnen – wie bei ihrem Erstwerk bereits erwähnt – an der Szene der heutigen Zeit der beiden Teenies erzählen. Jedes junge Mädchen von heute wird sich damit identifizieren können. Immer neue Verdächtige tauchen auf, auch die Polizei wird letztendlich mit einbezogen. Dass die Spannung auch hier von Seite zu Seite steigt, ist bei diesen Autorinnen gewährleistet bis hin zum – wieder einmal – letzten Drittel, wenn es auf die Lösung zuläuft. Doch halt: Als diese gefunden scheint, folgen noch ca. 20 weitere Seiten, auf denen es weitergeht. Bis zu einem unerwarteten, schrecklichen Schluss, der auch hier vermuten lässt, dass es eine weitere Folge gibt. Aber: Ist die hier jetzt erzeugte Spannung noch zu steigern? Warten wir’s ab.
Einziger Wermutstropfen: Lektoren und Übersetzer haben zu häufig nicht sauber gearbeitet. Allerdings tut das der Spannung keinen Abbruch, lässt nur aufmerksame Leser und Leserinnen unangenehm beim Lesen über einige wenige Textstellen „stolpern“, was den Lesefluss – gerade wenn es höchst spannend ist – unangenehm unterbricht. (Volker Taube, 25.01.2023)