Buchtipp - Archiv

 
 

 

Jennifer Lynn Barnes
The Inheritance Games
50 Milliarden Dollar – eine unbekannte Erbin – vier mörderische Nachkommen

Wer wünscht sich nicht sowas: Zu Hause fährt eine große, schwere Limousine vor, heraus steigt jemand, der zur Mitfahrt zum Empfang eines Erbes auffordert. Man selbst weiß nichts von einem solchen möglichen Erbe.
Der Protagonistin in diesem Krimi geht es aber so, aus einem sehr überschaubaren, normalen Leben herausgerissen zur Testamentseröffnung, erbt sie 50 Milliarden Dollar, kann davon jährlich 2 Milliarden ausgeben und ist …. Alleinerbin, die Nachkommen und Angehörigen des Verstorbenen gehen leer aus.
Das hat Konsequenzen, die zu Mordanschlägen führen, zu Neid, Missgunst und dem Versuch, die Testamentsvollstreckung zu verhindern. Hinzu kommt, dass der Verblichene verschieden angelegte Rätsel der Erbin und seinen vier Söhnen aufgetragen hat, bei deren Lösung herauskommen sollte, was denn nun die Erbin mit dem Verblichenen verbindet, denn DAS kann sie sich überhaupt nicht erklären.
Die Folge: Hochspannung vom ersten bis zum letzten Buchstaben. Geheimnisvolle Brüder, zwielichtige Ehefrau und Schwäger, alles im Umfeld reicher Edelpüppchen und –söhne. Nicht zu vergessen dabei, die psychischen und physischen Schmerzen, die einige Figuren erleiden müssen, durch Tote oder Lebende.
Kurz und gut: Unbedingt lesen, spannende Stunden erleben und, die nächste Folge anfangen, denn, es gibt eine Lösung. Aber, ist sie es wirklich, die letzte und endgültige Lösung??

Volker Taube

 
 

 

Holly Jackson
AS GOOD AS DEAD
One-Verlag

Gleich vorneweg: Ich muss der Autorin Abbitte tun: Nachdem ich mich durch ca. 40 % der Story durch“gequält“ hatte, äußerte ich anderen gegenüber: Ich überlege, das Weiterlesen einzustellen. Extrem schwierig zu lesen und langweilig, NULL Spannung, so mein Kommentar.
Doch zwei Seiten weiter explodierte geradezu die Story. Die Spannung hielt bis zum Schluss durch und auch der Schlusssatz verspricht Spannung total.
Zum Inhalt: Eine 17jährige Bloggerin kommentiert und recherchiert zu aktuellen Kriminalfällen, u.a. zu einem Serienmörder. „Ihr kommt dabei ein schrecklicher Verdacht“, so der Klappentext, dass seit Jahren ein Unschuldiger sitzt? Die von mir oben geschilderten „gefühlt“ ersten 40 % der Story schildert die Autorin die Befindlichkeiten der gestalkten 17jährigen. Im Nachklapp: Recht geschickt aufgebaut, aber, ohne die dann später entstehenden Zusammenhänge zu kennen, ist diese Passage gewöhnungsbedürftig.
Wie bereits beschrieben, entwickelt sich der Fall dann so ungewöhnlich, dass aus der Situation heraus eine geradezu unerträgliche Spannung aufgebaut wird: Schafft sie es oder schafft sie es nicht? Nun ja, das herauszufinden empfehle ich nun doch der geneigten Leserschaft, der Zielgruppe junger Frauen aber auch allen anderen, die erfahren wollen, was aus Situationen mit Stalkern eigentlich Schlimmes und Unerwartetes entstehen kann.
Ich empfehle sehr die Lektüre dieses Buches.

Volker Taube

 
 

 

Melissa C. Hill, Anja Stapor
TRISTAN MORTALIS
Thriller
Dressler-Verlag

DAS Buch lohnt sich wirklich zu lesen, Spannung garantiert auf fast jeder Seite (immerhin 365). Es gehört zu den besten von mir bisher gelesenen Werken der Literatur für junge Leute.
Kurz und knapp die Story: 5 junge Leute haben sich nach der Abitur-Feier aus den Augen verloren, werden aber aufgrund eines Leichenfundes im Moor wieder zusammengeführt, bis auf einen: Es könnte die Leiche im Moor sein.
Die Autorinnen schaffen es mit der Methode, jede/n der Protagonist/inn/en aus seiner/ihrer Sicht abwechselnd die Ereignisse berichten zu lassen, die Spannung von Bericht zu Bericht zu erhöhen und die Ahnung zu verstärken, der Auflösung immer näherzukommen, so scheint es jedenfalls.
Wie immer in geschickt aufgemachten Geschichten (die Legende von Tristan und Isolde schwebt über den Beziehungen der jungen Leute zueinander): Der Schluss ist völlig überraschend, lässt sich aber bei genauerem Hingucken durchaus unterwegs erschließen. Doch mit dem Schlusskapitel tauchen erneut Fragezeichen auf. Kurz und gut, wer den Thriller nicht gelesen hat, hat sich wahrlich nichts Gutes angetan.

Volker Taube

 
 

 

Monika Feth
und Du wirst lächelnd sterben
cbj Kinder- und Jugendbuchverlag 2023

Ich hatte zunächst überlegt, mit der Auflösung des Falles zu beginnen und damit die Einfachheit des Stoffes und der Geschichte selbst zu kritisieren.
Nach kurzem Überlegen bin ich von dieser Idee doch abgewichen. Für die Zielgruppe (junge Menschen um die 19 Jahre herum) ist dieser Thriller exzellent geschrieben! Im Grunde genommen ist auch hier die Story kurz und knapp erzählt: Eine junge Protagonistin läuft hilf- und ziellos durch die Gegend und weiß nicht weshalb und warum und wer sie überhaupt ist. Sie flieht und versteckt sich und sucht ihre Vergangenheit.
Es wird bei insgesamt 471 Seiten und einem 12 seitigen Epilog bei der Erzählweise sehr bald klar, wer hier was getan und erlebt hat, doch ist das spannend – wenn es auch einige unnötige Längen gibt – in leicht lesbaren manchmal auch gruseligen Text verpackt.
Nicht ein Kommissar oder ein Detektiv löst hier den Fall, sondern der Leser / die Leserin selbst kommt auf die Lösung, schon ziemlich am Anfang, doch wie darauf hingeschrieben wird, ist schon spannend und immer wieder neu. Es gibt vier bis sechs einzelne Erzähler/innen, die die Ereignisse aus ihrer Sicht schildern und Fakten aufzählen, die den Schluss nahelegen, was passiert ist und von wem verursacht.
Einige – aus meiner Sicht – Schwachpunkte logischer und auch gesellschaftspolitischer oder medizinischer Art tun dem Ganzen aber keinen Abbruch. Etwas plötzlich und unvorbereitet kommt die fast totale Erinnerung bei der Protagonistin zurück, auch die Brutalität der verursachenden Person tritt erst zum Schluss und dann sehr plötzlich zu Tage, die unterschwellig manchmal formulierte negative Meinung über die Polizei (wird ganz zum Schluss allerdings abgemildert) oder die manchmal als übertrieben schlecht dargestellte Meinung über das Sozialverhalten breiter Kreise der jungen Szene heutzutage…
Das Schlussgeschehen entschädigt allerdings für alles Vorhergehende.
Kurzum, ein bisschen mehr Tiefe in die Psyche aller Protagonisten hätte dem Gesamtbild keinen Abbruch getan, eher im Gegenteil, aber niemand erreicht die Schreibkraft einer Agatha Christie oder eines Arthur Conan Doyle.
Trotzdem: Empfehlenswert, weil leicht und doch spannend zu lesen.

Volker Taube

 
 

 

Agatha Christie
Mord im Orientexpress

„Eigentlich sollte die Fahrt im Orientexpress eine gepflegte Urlaubsreise für Meisterdetektiv Hercule Poirot werden …“ Mit diesen Zeilen macht der Roman auf der Umschlagseite des Buches auf sich aufmerksam. Jeder Krimi-Fan kennt Agathe Christie, fast jeder Mensch kennt Hercule Poirot und viele kennen die mittlerweile zahlreichen Verfilmungen des Romans und wissen, wie’s ausgeht.
Eine kürzlich sehr gelungene Inszenierung des Stoffes am Theater Bremerhaven hat mich angeregt, den Roman jetzt einmal im Original zu lesen. Die Inszenierung hatte einige Kürzungen und wurde von einigen manchmal doch recht überzogenen Slapstick-Einlagen geprägt. Die drei mir bekannten Filminszenierungen weichen in Nuancen vom Originaltext ab und Hercule Poirot wird von Albert Finney (1974) ebenfalls in Nuancen anders interpretiert als von Kenneth Branagh (2017), wobei der für mich authentischste Darsteller immer noch David Suchet ist, der durch die Hercule Poirot-Serie im britischen Fernsehen bekannt und berühmt wurde. Unter den Filmdarstellern spielt für mich am besten Peter Ustinov den Meisterdetektiv (Tod auf dem Nil, 1978).
Die Geschichte ist eigentlich schnell erzählt: Im Orientexpress findet ein Mord statt, in einem Waggon, in dem sich außer dem Toten 12 Passagiere befinden (Adaption des Films „Die zwölf Geschworenen“ von Sidney Lumet?) … und Poirot, per Zufall, eigentlich war kein Platz mehr für ihn im Zug. Natürlich wird er vom mitreisenden Zuggesellschaftsdirektor, gleichzeitig einem Landsmann von ihm, gebeten, den Fall aufzuklären. Über Interviews der Zuggäste und Beschäftigten und Wissen um bestimmte dramatische Vorgänge in den Vereinigten Staaten um die Entführung des Armstrong-Babys, tastet sich der Meisterdetektiv immer näher an die – doch überraschende – Lösung heran und: fällt selbst kein Schuldurteil, sondern überlässt das … ja: Bitte selbst lesen.
Wer Agatha Christie kennt, ist immer wieder gespannt. Ihre Erzählweise nimmt die Lesenden mit auf die Suche nach der Lösung.
Leider, so fällt es mir bei einigen – so auch hier – Krimis auf: Wenn man die Lösung kennt und nochmal drüber liest, findet man den einen oder anderen Hinweis auf die Lösung, wenn man ihn nicht schon beim ersten Lesen bemerkt hat, beim Hin-Erzählen auf das Finale. Doch – so auch hier – kommt dann bei der berühmten Auflösungssitzung durch Poirot immer noch das eine oder andere überraschende neue Faktum ans Licht des Tages, das vorher in keinem Wort und Text auch nur andeutungsweise erwähnt wurde.
Solche Kleinigkeiten tun aber diesem und anderen Agatha-Christie-Romanen keinen Abbruch.
Viel Spaß und spannendes Suchen nach der – etwas anderen - Lösung.

Volker Taube

 
 

 

Mirjam Mous
Boy 7 - Thriller

„Vertraue niemandem. Nicht einmal dir selbst!“ Ein Spruch, der sich durch die ganze Geschichte zieht.
Ein 17jähriger wacht in einer Wüste auf, erinnert sich an nichts, weiß nicht, wer er ist und hat sich den Fuß verdreht. In seinem Rucksack finden sich Dinge, die er nicht zuordnen kann. Erst im weiteren Verlauf der Geschichte klärt sich so das eine und das andere auf.
Es ist keine Kriminalgeschichte, in der Tat, die Bezeichnung „Thriller“ trifft es besser: Unheimlich, mysteriös, seltsam, verwirrend. Geschickt und die Spannung immer erhaltend die etwas andere Erzählweise: Der Protagonist erzählt seine aktuellen Erlebnisse und liest später aus einem Tagebuch, was denn so in der Vergangenheit passierte und schließt daraus den einen und anderen Zusammenhang bis er zur Lösung und zum letztendlichen Handeln kommt, das Problem in den Griff zu kriegen, doch, wie sollte es bei Thrillern oder „geheimnisvollen Geschichten“ anders sein, der Schluss ist dann wieder einmal überraschend.
Die Spannung wird damit aufrecht gehalten, dass nie klar ist, was denn Wirklichkeit und was durch andere beeinflusstes Erleben ist.
Auf jeden Fall lesenswert, denn es wird auch deutlich, was und wie etwas durch technische Manipulation mit Menschen passieren kann.

Volker Taube

 
 

 

Ursula Poznanski
Böses Licht - Kriminalroman

Gleich zum Beginn: Wie viele Poznanski-Romane: spannend bis zur letzten Zeile. Und eigentlich ist der Fall zum Schluss doch auch gelöst, doch ganz zum Schluss leistet sich Poznanski doch noch eine Überraschung. Fazit: Unbedingt lesen und über alle Zeilen gespannt sein, wie es weitergeht.
Wieder erzählen zwei Protogonisten das Geschehen aus ihrer Sicht, mit allen menschlichen Problemen, die so im Leben auf einen einstürzen können. Doch diesmal hat sich Poznanski einen besonderen Effekt erlaubt: Der Täter/die Täterin schildert in kurzen Abschnitten sein/ihr eigenes Empfinden. Und wer ganz genau hineinliest, kann vielleicht auch schon die verantwortliche Person für die Morde herausfinden oder erahnen. Aber: Schwer ist es. Eigentlich kann der Leser/die Leserin erst zum Schluss sagen: Ach ja, eine Andeutung für die Lösung fand ich ja schon dort in dem und dem Abschnitt.
Die Geschichte spielt übrigens im Schauspielermilieu, mit dessen detaillierter Kenntnis Poznanski überraschenderweise brilliert.
Volker Taube

 
 

 

Paola Mendoza & Abby Sher
Sanctuary – Flucht in die Freiheit

Gleich vorneweg: Beeindruckend, betroffen machend, extrem realistisch geschilder: Eine Migrantin irrt mit ihrem 8jährigen Bruder fliehend vor dem Schrecklichen eines post-apokalyptischen Amerikas (Folge der Trump-Ära und seiner Nachfolger) vor ihrer Inhaftierung in todbringenden Arbeitslagern. Sie müssen sich ständig vor der DEPORTATIONSEINHEIT verstecken und durchleben dabei alle nur vorstellbaren Schrecken, die Flüchtenden in einer autoritären, brutalen und rücksichtslosen fast gesetzlosen Gesellschaft widerfahren. Sehr deutlich weisen die Autorinnen in ihrem Begleittext darauf hin, dass sie von den Geschehnissen in der Trump-Ära inspiriert wurden.
Soweit so gut. Der Authentizität geschuldet sind die häufigen spanischen Wortbeiträge der Protagonisten, doch stört das Nicht-Spanisch-Könnende im Lesefluß, weil sich die Übersetzung fast gar nicht, sondern sogar nur manchmal, dafür schwer verständlich aus dem Text folgend erschließen lässt. Erschreckend eindrücklich werden die massiven psychischen Belastungen der Jugendlichen durch die dramatischen Geschehnisse beschrieben. Sosehr, dass diese Passagen fast an ein „zuviel“ heranreichen. Etwas weniger davon, noch eindrücklicher geschildert, täte der Story gut.
Kurz und gut: Wer erfahren möchte, was droht, wenn Diktatoren oder autokratisch-autoritär regierte und verfasste Gesellschaften die Existenz gestalten, sollte dieses Buch unbedingt lesen, als Warnung vor fehlender Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.
(Volker Taube)

 
 

 

Karen M. McManus
Nothing more to tell

Ein Krimi, der von zwei Protagonisten (17 Jahre alt, männlich bzw. weiblich) aus der High-School einer amerikanischen Mittelstadt erzählt wird. Beide kennen sich schon von früher her und müssen (sie ist erst kürzlich wieder hergezogen) ihr aus der Vergangenheit resultierendes schwieriges Verhältnis bearbeiten.
Dieses Thema zieht sich auch leider – aus allen Richtungen betrachtet – hauptsächlich durch die erste Hälfte der Story. Danach leuchtet der erste bescheidene Hinweis auf ein mögliches Verbrechen hoch, aber dieses nicht aufgearbeitete Verhältnis zwischen den beiden zieht sich bis kurz vor dem Ende hin, löst sich dann aber doch in einem für beide Seiten glücklichen Ende auf…. Nur: die Lösung der Krimigeschichte ist teils verworren, teils ohne Absicherung in vorherigen Bereichen der Geschichte. Auch der ständige Erzählerwechsel zwischen ihm und ihr beflügelt nicht das Verständnis für den Ablauf der Geschehnisse.
Kurz und gut: wer sich an den psychischen Befindlichkeiten zweier 17jähriger abarbeiten will, sollte das Buch lesen. Wer spannende Krimigeschehnisse erwartet, wird enttäuscht sein.
Wenn McManus frühere Krimis es in die Bestsellerlisten schafften, so sind die bestimmt weitaus runder und schlüssiger geschrieben als dieser.
(Volker Taube, 20.04.2023)

 
 

 

Ursula Poznanski
Stille blutet

Ursula Poznanski ist immer gut für Überraschungen: Wie immer spannend von der ersten Zeile bis kurz vor Schluss. Sie lässt sich mit neuen Ideen nicht lumpen, brilliert dabei mit exzellenten Kenntnissen aus der Internet-Szene und dem Geschehen darin und darum herum und baut daraus ein spannendes Szenario auf mit Vorteilen aber auch erschreckenden Nachteilen aus dem Leben mit und ohne IT.
Wie eingangs beschrieben: Die Spannung steigt von Mal zu Mal, auch wenn sie zwischendurch mal zwei, drei Seiten lang „erschlafft“, was aber der Gesamtentwicklung keinen Abbruch tut. Am Ende wieder einmal ein Finale, das sich unterwegs überhaupt nicht andeutet, sieht man von ein, zwei vagen Andeutungen im letzten Drittel ab. Insofern: Mal wieder ein überraschender Schluss, der aber auch eine Fortsetzung erahnen lässt. Und hat es wirklich eine Aufklärung ergeben? Das scheint aber bei Poznanski Standard zu sein. Poznanski muss man gelesen haben, um auf dem Krimi-Geschehen „up to date“ zu sein. Die Erzählkraft der Autorin verlangt nach mehr! Nach Fortsetzungen. (Volker Taube)

 
 

 

Zoe Sugg / Amy McCulloch
The Magpie Society – Die Nächste bist du

Gleich vorneweg: unbedingt lesens- und empfehlenswert: Krimi, Psychothriller und Gesellschaftsbild in einem.
Die Story ist schnell erzählt: Zwei weibliche Teenies, wie sie von der Herkunft nicht unterschiedlicher sein können, treffen in einer Privatschule zusammen. Beide sind durch Todesfälle in ihrem Umfeld vorbelastet und wollen jetzt einen Fall an ihrer Schule enträtseln.
Die Autorinnen sind selbst dem beschriebenen Alter noch nicht sehr lange entwachsen, sie erzählen psychologisch und gesellschafts-soziologisch dicht, was passiert, ohne dass die Story zu einer Psychostory entgleitet.
Es gibt drei Erzählstränge, die auf unterschiedlichste Weise die jeweiligen persönlichen Situationen und Gedanken der beiden und einer dritten Person beschreiben. Zum Schluss, im „berühmten letzten Drittel“ steigt die Spannung dermaßen, dass man/n und frau nicht aufhören können, auf das Ende hinzulesen. Eine Schlussauflösung gibt es, aber doch eigentlich auch nicht wirklich.
Mit höchster Spannung darf der Folgeroman erwartet werden. (Volker Taube)

 
 

 

Zoe Sugg / Amy McCulloch
The Magpie Society – Aller bösen Dinge sind drei

Hervorragend, was das erste Buch versprach, wird im Folgeroman noch gesteigert. Auf zwei Erzählstränge zurückgeführt, wird das Geheimnis um die „Elsterngesellschaft“ weiter erkundet. Die beiden Protagonistinnen nähern sich behutsam, mit vielen geheimnisvollen Erlebnissen der Lösung. Erfreulich, wie dicht die Autorinnen – wie bei ihrem Erstwerk bereits erwähnt – an der Szene der heutigen Zeit der beiden Teenies erzählen. Jedes junge Mädchen von heute wird sich damit identifizieren können. Immer neue Verdächtige tauchen auf, auch die Polizei wird letztendlich mit einbezogen. Dass die Spannung auch hier von Seite zu Seite steigt, ist bei diesen Autorinnen gewährleistet bis hin zum – wieder einmal – letzten Drittel, wenn es auf die Lösung zuläuft. Doch halt: Als diese gefunden scheint, folgen noch ca. 20 weitere Seiten, auf denen es weitergeht. Bis zu einem unerwarteten, schrecklichen Schluss, der auch hier vermuten lässt, dass es eine weitere Folge gibt. Aber: Ist die hier jetzt erzeugte Spannung noch zu steigern? Warten wir’s ab.
Einziger Wermutstropfen: Lektoren und Übersetzer haben zu häufig nicht sauber gearbeitet. Allerdings tut das der Spannung keinen Abbruch, lässt nur aufmerksame Leser und Leserinnen unangenehm beim Lesen über einige wenige Textstellen „stolpern“, was den Lesefluss – gerade wenn es höchst spannend ist – unangenehm unterbricht. (Volker Taube, 25.01.2023)